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Brain War

18,00 

Atemberaubender grossstädtischer Crossover, der eine Brücke spannt zwischen Tokioer High-Tech-Geist und der alten japanischen Samurai- Tradition.

[tabs style=”default”][tab title=”Toshinori Kondo”] Atemberaubender grossstädtischer Crossover, der eine Brücke spannt zwischen Tokioer High-Tech-Geist und der alten japanischen Samurai- Tradition.

httpvp://www.youtube.com/playlist?list=PLFA688FA33EBE9237

[/tab][tab title=”Kondo Toshinori”]

Tokio – kaum eine Stadt vereinigt größere Gegensätze. Unüberschaubare Menschenmassen wuseln Ameisen gleich durch die Straßenschluchten. Hektik und Stress sind sogar fester Bestandteil der Freizeit dieser von High – Tech und sterilen Computerparks geprägten Industriegesellschaft geworden. Doch auch Japans jahrhundertealte Tradition spielt noch immer eine bedeutende Rolle im alltäglichen Leben. Die Weisheiten der Philosophen, der Geist der Samurai, die Meditationsübungen des Zen-Buddhismus oder die Unterhaltungskunst der Geishas dienen nicht bloß als Touristenattraktion, sondern nehmen in der Erziehung der Jugend nach wie vor einen wichtigen Platz ein. Dieser krasse Gegensatz zwischen Tradition und Moderne schlägt sich auch in der Musik nieder.

Am eindruckvollsten gelingt die Verknüpfung des Gestern mit dem Morgen dem Trompeter TOSHINORI KONDO. Seit er Anfang der 70er Jahre beschloß, sein Studium der Computertechnik im kulturellen Bereich anzuwenden, war er an den unterschiedlichsten Projekten beteiligt. Seine Aktivitäten als Film- und Theaterschauspieler, Buchautor und Performance-Veranstalter ergänzen sich zu einem sehr persönlichen Ausdrucksmosaik, dessen Dreh- und Angelpunkt von jeher seine Musik war.

1978 ging er für fünf Jahre nach New York, zum Teil aus Neugier, aber auch, um internationale Kontakte zu knüpfen. Er bekam rasch Anschluß zur dortigen Szene und spielte unter anderem mit Herbie Hancock, Bill Laswell, John Zorn, Eugene Chadbourne und Fred Frith. Mit diesen Musikern ist er heute genauso befreundet wie mit dem deutschen Saxophonisten Peter Brötzmann, den er einmal im Jahr in Wuppertal besucht, um in dessen März-Combo seine Free-Jazz-Ambitionen auszuleben.

Amerikas Ostküsten-Metropole langweilte Kondo schneller als erwartet. “Viele behaupten zwar, daß New York das Zentrum der modernen Musik sei, aber die Leute machen dort so schrecklich auf intellektuell und haben keinerlei Vitalität. Ich wollte damals so bald wie möglich wieder zurück nach Tokio, obwohl mich deswegen alle für verrückt erklärten.”

In der Heimat fand Kondos Unrast mit der Gründung seiner Band IMA – International Music Activities – alsbald ein Ende. Mit jungen Musikern, die bereit waren, sich völlig von gängigen Tonschemata zu lösen, kreierte er Klänge, die seinen Vorstellungen von innovativer Musik entsprachen. Verzerrte Gitarren, hektische elektronische Percussion, futuristisch anmutende Computersounds und Alltagsgeräusche vereinigen sich zu einem bedrohlich wirkenden, aber durchaus tanzbaren Abbild des modernen Großstadtlebens. In diesem Szenario übernimmt KONDO’s Trompete die Rolle der menschlichen Gefühle: mal zärtlich, dann wieder fordernd oder mit schriller Aggressivität. Die Melodien, die dabei zu hören sind, entspringen zwar TOSHINORI’s Begeisterung für die tradidionelle Musik Japans, doch er möchte noch viel weiter zurückgehen als zu den Wurzeln. “Wenn ein Kind geboren wird, schreit es, und dieses Schreien klingt überall auf der Welt gleich. Das verstehe ich unter ethnischen Ursprüngen, und dorthin möchte ich mit meiner Musik zurückfinden.”

“Ohne Imagination kann niemand leben, und auch die Musik läßt sich ohne Phantasie nicht befreien. Aber in der heutigen Zeit wird von seiner Geburt an alles getan, um die Entfaltung des Menschen zu behindern. Das Dasein wird nur von äußeren Dingen wie Arbeit und Konsum geprägt, und ich glaube kaum, daß ein Arbeiter, der seine Zeit verkaufen muß, um zu überleben, besonders glücklich dabei ist. Der Kampf um die Selbstverwirklichung fängt im Kopf an.”

Auf dem “Kriegsfeld” in TOSHINORI KONDOS’s Kopf tummeln sich eine Menge Ideen, die jedoch keineswegs konfus erscheinen, sondern ein stark auf Gefühle ausgerichtetes Konzept verraten. Besonders interessant ist dabei KONDO’s Einstellung zur Musik im allgemeinen und seiner im besonderen. “Die Talking Heads nannten ein Album mal ‘Stop Making Sense’, und genau das sollte Musik heute machen. Während du zuhörst, solltest du nicht nachdenken, sondern sie als Teil der bedeutungslosen Welt ansehen. Aus diesem Grunde verzichte ich in meinen Texten auch auf gewichtige Botschaften und groß angelegte Geschichten. Meine Worte entspringen ebenso der bedeutungslosen Welt wie die Töne.”

Was sich hier wie eine Bescheibung der gefühlvollsten Nebensache der Welt liest, ist für den Musiker Kondo eine durchaus ernste Angelegenheit. Gerade durch die Sampling- und Computertechnik gebe es eine Menge Leute, die diesem Anspruch nicht gerecht werden. “Natürlich kann jeder mit Computern herumspielen und irgendwelche Songs programmieren, aber was soll das? Das ist wie bei der Liebe. Du kannst viel darüber reden, es sogar machen, aber, wenn du wirklich ein Erlebnis haben willst, mußt du wissen, wie du deinen Körper am besten einsetzt. Ich habe in den ganzen Jahren durch Meditation und hartes Taichi-Training viel über die Fähigkeiten meines Körpers gelernt. Erst jetzt bin ich in der Lage, wirklich befriedigend Trompete zu spielen und die Computer entsprechend zu programmieren.”

TOSHINORI KONDO’s Tonwelten werden gern als Avantgarde definiert, doch bei dem Begriff gerät der Trompeter zum ersten Mal an diesem Nachmittag ins Stocken. “In gewisser Weise stimmt diese Zuordnung wahrscheinlich, weil ich versuche, die Menschen mit experimentellen, aber meinen Gefühlen entsprechenden Klängen zu erreichen. Stell dir vor, du hättest eine neue Freundin, und du versuchst, sie zu beeindrucken, indem du dich ihr von den verschiedensten und ungewöhlichsten Seiten zeigst. Du läßt sie in dein Innerstes blicken, und dieser Moment im Zusammensein zweier Menschen bringt genau das Gefühl auf den Punkt, was ich mir meiner Musik erreichen möchte.”

Ein ironisches Lächeln zum Abgang, und für den Autor die Gewißheit, daß Romantiker auch im Zeitalter der Computer überleben können.

(Kurt Gerland)

[/tab][tab title=”Die Künstler”]

Toshinori Kondo– Electric Trompete, Vocals, Keyboards, Bass

Haruo Togashi– Keyboards

Reck.Friction– Bass, Gitarre

Hideo Yamaki– Drums

Taizo Sakai– Gitarre

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