Carolin No hauchen dem oft totgesagten Konzert-Mitschnitt neues Leben ein. Auf zwei betont unterschiedlichen und ganz bewusst zeitgleich veröffentlichten CDs zeigt das Duo seine beiden Gesichter: Einerseits verspielt, fantasievoll und sanft; andererseits episch, experimentell, und zupackend. Fast zehn Jahre liegen zwischen „Hausmusik” und „Favorite Sin – LIVE”. Zusammen bieten sie einen umfassenden Blick auf das Schaffen dieser unkonventionellen Band.

Carolin No sind als Studio-Tüftler und Songwriter bekannt. Aber um zur Essenz der Band vorzudringen, darüber sind sich sowohl Fans als auch Band einig, muss man sie live erlebt haben. Diese Spannung haben Carolin und Andreas Obieglo in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgelöst – mit einem Konzertmitschnitt, einer Live-DVD und, auf „Backstage”, einer Song-Auswahl, die sie nahezu vollständig in Hotelzimmern aufnahmen.

„Hausmusik” geht darüber noch hinaus. Im Lockdown spielten Carolin und Andreas Obieglo einige ihrer bekanntesten Stücke akustisch neu ein – das Konzert, das sie nicht geben konnten. Ergänzt um kurze Zwischenspiele, Field Recordings und feine Klangpartikel entsteht dabei ein intimes Kammerspiel voller sanfter Psychedelik – gewissermaßen „Pet Sounds” fürs Heimaquarium. Und um diese Intimität noch zu betonen, stehen zum ersten Mal die Eigennamen der beiden auf dem Cover.

„Favorite Sin – LIVE” ist im direkten Vergleich klassisch angelegt: Fünfzehn Songs von der zweijährigen Konzertreise zum „Favorite Sin” Album – ihrer ersten Tour überhaupt. Damals bastelte Andreas im Studio mit Loops, Effekten und knisternden Texturen und im Zusammenspiel mit Caros sensibler Stimme und deutschen Traditionals entstand eine wahrhaft einzigartige Mischung, die von den dynamischen Bühnenperformances noch verstärkt wurde.

So gehören diese beiden Werke zusammen wie Yin und Yang – und stehen für Wendepunkte im Schaffen von Carolin No.