Incwadi Yothando

19,00 

Auf den bisherigen PILI-PILI CD’s war JASPER VAN’T HOF Kollaborationen mit Musikern aus verschiedensten Ländern Afrikas eingegangen: Mali, Ghana, Senegal, dem Kongo, Guinea. Auf dieser Reise wollte er nun herausfinden, ob er Ideen und Partner in der Musikkultur der Zulu finden könnte.

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Die Geschichte über Incwadi Yothando

Im Oktober 1998 besuchte JASPER VAN’T HOF drei Wochen lang KwaZulu, das Gebiet der Zulu in der südafrikanischen Provinz Natal. Nicht zum ersten Mal, denn innerhalb der vergangenen vier Jahre war er einige Male in Südafrika gewesen, um beim Internationalen Arts Alive-Festival in Johannesburg zu spielen. Allerdings hatten seine Verpflichtungen ihm nie die Zeit gelassen, ausserhalb von Hotel und Auftrittsort südafrikanische Musik in Ruhe anzuhören. Deshalb war sein Ziel diesmal eindeutig: er wollte südafrikanische Musik hören, neue Musiker und Musikstile entdecken und das musikalische Gefühl der Zulu besser verstehen lernen.

Auf den bisherigen PILI-PILI CD’s war JASPER VAN’T HOF Kollaborationen mit Musikern aus verschiedensten Ländern Afrikas eingegangen: Mali, Ghana, Senegal, dem Kongo, Guinea. Auf dieser Reise wollte er nun herausfinden, ob er Ideen und Partner in der Musikkultur der Zulu finden könnte.

Während seiner Reise besuchte JASPER VAN’T HOF eine ganze Reihe von verschiedenen Musikveranstaltungen in der Stadt Durban. So war er beispielsweise in Township-Wohnheimen, wo Zulu-Wanderarbeiter viele Monate lang ohne ihre Familien leben. Dort treffen sie sich an den Wochenenden und beweisen ihre Männlichkeit in den kraftvollen und z. T. artistischen Ingoma-Tänzen. Hier erlebte er Männer, die auf bunt verzierten Gitarren, Geigen und Ziehharmonikas sogenannte „Maskandas“ spielen, eine zarte, technisch schwierige Zupftechnik, die sich aus dem Spiel auf der traditionellen Uma-khwe Yana (eine Art Beri-bau) entwickelt hat. Er war eine lange Nacht hindurch Zeuge eines Isicathamiya-Wettbewerbs, in dem Männerchöre in perfekt abgestimmten Anzügen, zweifarbigen Schuhen und glitzernden weissen Handschuhen konkurrieren.

VAN’T HOF reiste ins ländliche KwaZulu im Norden der Provinz Natal, wo er verschiedene Tanzveranstaltungen von jungen wie alten Tänzern besuchte. Vor dem dramatischen Hintergrund zerklüfteter Berge und ausgedörrter Dornenfelder führten Ingoma-Gruppen machtvoll choreographierte Tänze, eine Art von Kriegstänzen auf, in dem die Männer in Lederlendenschurz und Federn Kampfspeere und Schilde schwingen, während die Frauen heulen, klappern und ihre Unterstützungen herausschreien.

Eines Nachmittags, zum Ende der Reise hin, schaute sich JASPER VAN’T HOF ein leerstehendes Gebäude am belebten Busbahnhof im Zentrum von Durban an. Einst war es ein pulsierendes Theater; aber wegen ausbleibender Unterstützung durch die Stadt ist es innerhalb kurzer Zeit zu einem zweifelhaften Refugium für Drogenhändler, Autodiebe und Prostituierte heruntergekommen. Aber manchmal nutzen auch Amateurmusiker die dunklen Gewölbe für Proben, und junge Paare üben hier ihre Schritte für Tanzveranstaltungen.

JASPER VAN’T HOF zwängte sich vorbei an dem rostigen Metall, das als Hintereingang diente, und kam in den dröhnenden Saal, wo er schemenhaft eine Gruppe von etwa 10 jungen Sängerinnen und Sängern ausmachen konnte. Sie probten gerade ein neues a cappella-Repertoire, zu dem sie sich im Rhythmus des Liedes bewegten. Trotz des Verkehrslärms, der durch den halbschattigen Saal drang, war die Intensität, die Schönheit und die Überzeugungskraft ihrer Vorstellung überwältigend. Sofort war VAN’T HOF klar, dass er genau die Gruppe gefunden hatte, mit der er sein neues Album realisieren wollte: Phikelela Sakhula – was in etwa heisst: ‚Wir sind jung, aber wir wachsen‘.

Es gibt nicht viele Instrumente in der Musik der Zulu. Sie sind eher bekannt für ihren ausserordentlich kraftvollen und oft komplexen Gesang, der immer polyphon ist und die Bedeutung von Kommunikation und Kooperation in der Zulu-Gesellschaft wiederspiegelt. Zu Aufführungen gehört immer Bewegung, und Rhythmen werden oft mit Fussrasseln (Imfece) betont. Die Melodien erinnern an die gesprochene Sprache, ihren Rhythmus und ihre Besonderheiten, und die Texte sind deutlich kommunikativ; sie behandeln historische, politische, soziale und moralische Themen. Als ehemals kriegerisches Volk stammt ein Grossteil der Tanz- und Musikformen der Zulu von Kampfliedern ab. Die vielleicht wichtigste Form des Trommelns kommt beispielsweise vom zeremoniellen Schlagen auf den Schild. Um den Rhythmus eines Liedes zu unterstützen, konnte der Krieger entweder mit den Waffen auf den Schild oder diesen mit Macht auf den Boden schlagen.

Die Zulu spielen verschiedene Streichinstrumente mit nur einer Saite, die mit einem Kürbis oder dem Mund verstärkt werden. Historisch belegt sind auch Bambus- oder Rohrflöten, die von jungen Hirten gespielt wurden. Heute sind allerdings viele dieser Instrumente verschwunden und wurden ersetzt durch Gitarren, Konzertinas, Mundharmonikas und Ghettoblaster. Die Übernahme westlicher Instrumente hat aber nicht unbedingt die Übernahme westlicher Musikstile und Spielweisen zur Folge. Ganz im Gegenteil, westliche Instrumente werden meistens vor Ort umgebaut, um den Stimmungen und Spieltechniken der Zulu-Musiker, aber auch der traditionellen Aufführungspraxis zu entsprechen.

Bedingt durch das System der Wanderarbeiter und durch die Verstädterung haben sich über die Jahre eine ganze Reihe von höchst lebendigen, modernen Musikstilen entwickelt, die schillernde Namen tragen: Isicathamiya, Maskanda, Mbaqanga, Ingoma und Isicathulo.

‚We are young, but we are growing‘

Phikelela Sakhula ist ein Chor von vier Sängerinnen und sechs Sängern aus dem Volk der Zulu. Die Gruppe gründete sich im August 1998 anlässlich einer Ausschreibung der Vereinigung südafrikanischer traditioneller Musik (South African Traditional Music Association, SATMA). Der Chor begann, nach Feierabend regelmässig im Stable Theatre in Durban ein Repertoire von Liedern und Tänzen zu erarbeiten und zu proben. Ihre Ideen schöpften sie aus verschiedenen Quellen: einige Titel sind eher traditionell und basieren auf der Amahubo oder Isicathamiya Stilistik, andere sind eher beeinflusst von zeitgenössischem Gospel oder Zulu Pop.

Ihre Texte spiegeln die eigenen sozialen und politischen Erfahrungen; so feiert z.B. ein Lied das Zusammenkommen von Schwarz und Weiss in der post-Apartheid-Ära. Ein anderes, das Isicathamiya und Gospel kombiniert, bittet um Gottes Hilfe für ein friedvolles und harmonisches Zusammenleben der Menschen. Die oft nur kurzen Texte werfen Blicke auf das Leben, die Träume, Hoffnungen und harsche Realtät Südafrikas, wie es tagtäglich erfahren wird.

Die Verbundenheit zu den Vorfahren wird deutlich in dem Aufruf, die Gesetze und Sitten der Vorfahren zu respektieren und für das Land der Väter zu kämpfen. Zwar gibt es Geschichten, dass jemand von zu Hause wegläuft in die Stadt und dort scheitert, aber deutlich überwiegen Lieder, die Hoffnung, Mut und Zuversicht ausdrücken, selbst wenn es symbolisch im Aufgehen der Sonne angedeutet wird. Ebenso gibt es Songs, in denen die Suche nach Gerechtigkeit bis hin zum Aufruf, dass alle für ihre Rechte kämpfen müssen, thematisiert werden.

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Tracklist

01. Future Footsteps 5:35
02. Courage 5:14
03. Gum Drum 0:53
04. Enjoy Peace 2:55
05. Always Believe 5:30
06. The Past Calls 4:08
07. Shangani Talk 5:16
08. Lifestory 4:25
09. History Care 5:15
10. Equal 4:36
11. Sunrise 3:33
12. Stop their Poison 4:57
13. Crocodile Life 1:47

Personnel

Angela Impey.

Jasper van’t Hof, Marlon Klein, Bo Stief, Owusa Boafo, Ivan Santos, Peter Thiehuis, Dra Diarra, Rosanna Tavares, Manfred Schoof, Crocodile gumboot Group.

Phikelela Sakhula zulu choir: Sibusiso Ngidi, Vlisumuzi Zulu, Sipho Patrick Kweyama, Jet Cele, Bheki Shandy, Vincent Diomini Bheki, Simangele Khumalo, Latu Khanyile, Maureen Gwicana, Pinky Mtshali, Paulos Mfuphi.

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