Seine MAGNETIC BAND ist gewissermassen die konsequente Fortsetzung des ORIENTAL WIND-Gedankens mit anderen Mitteln. So bewegen sich die zwölf Stücke der vorliegenden CD einerseits weiter auf dem schon mit ORIENTAL WIND eingeschlagenen Weg, verquicken also improvisatorische, vom Jazz inspirierte Ideen mit traditionellen, „krummtaktigen“ Themen. Zugleich aber ist OKAY TEMIZ roots-bewusster geworden, denn inzwischen hat er auf seinem Weg noch ein paar Fusspfade gekreuzt, die Spuren hinterlassen haben.
Eine gewisse folkloristische Balkan-, Gipsy- und Klezmermotivik ist in Magnetic Orient nicht zu überhören, und insgesamt tritt der Bezug zur Folklore exakt an der Grenze von Orient und Okzident – und damit auch und gerade solcher aus der Türkei – stärker hervor. Über die Jahrhunderte hinweg sind hier im fröhlichen Grenzverkehr musikalische Gedanken ausgetauscht worden: So ist bei Stücken wie „Cökertme“ oder „Gayda“ kaum noch zu definieren, ob ihre Wurzeln urspruenglich tatsächlich türkisch sind, und sie anschliessend in der Musik des Balkan verarbeitet worden sind, oder ob es sich genau umgekehrt verhält. „Kürdali“ wiederum könnte genau so gut aus dem Repertoire einer Gipsy-Brass-Band aus Rumänien oder der Walachei stammen, waehrend wir bei „Kemalpasa Ciftetelli“ einer „sprechenden“ Klarinette wie in der Klezmermusik begegnen. Praktisch zu jedem Stück dieser CD lassen sich derartige Querbezüge herstellen: Bei dieser aufregenden Forschungsreise in musikalische Grenzgebiete kann jeder Hörer seine eigenen Entdeckungen machen!